Vor 50 Jahren, in den frühen Morgenstunden des 28. Juni 1969, wurde die Christopher Street in New York mit den so genannten Stonewall Riots (1) zum Geburtsort einer neuen Lesben-, Schwulen-, Bi- und Trans*-Bewegung. Seitdem protestieren, demonstrieren und feiern wir für unsere Rechte und unser neu gewonnenes Selbstbewusstsein. Für viele Menschen ist der CSD (2) der Höhepunkt des Jahres. An älteren Menschen ziehen die Demonstrationen und Paraden aber regelmäßig vorbei. Die Menschenmengen, die Hitze, fehlende Sitzgelegenheiten und Plätze im Schatten oder freie Zugänge zu den Toiletten ohne Wartezeiten gehören zu den offensichtlicheren Barrieren, die eine stärkere Beteiligung älterer LSBTI (3) verhindern. Es gibt aber auch weniger offensichtliche Barrieren. Sie sollen mit diesem Praxis-Leitfaden abgebaut und der CSD altersfreundlich gestaltet werden. Nur wenn ältere LSBTI an Planungsprozessen beteiligt sind und in Werbematerialien gezeigt werden, wenn sie stolz mitgehen oder auf den Wagen mitfahren, wird durch diese Inklusion und Sichtbarkeit signalisiert: Ihr seid willkommen. Wie stellen wir also sicher, dass die Pionier*innen, die den Grundstein für die heutige CSD-Bewegung gelegt haben, sich willkommen fühlen und angemessen gefeiert werden? Die Antwort ist klar: Wir müssen altersfreundliche Maßnahmen identifizieren und umsetzen! Dieser Praxis-Leitfaden ist das Ergebnis der Zusammenarbeit von BISS mit dem Dachverband Lesben und Alter und wird unterstützt durch das rubicon e.V. in Köln, die Hannchen-Mehrzweck-Stiftung sowie den Dachverband CSD Deutschland. Zusammen bilden wir die Initiative „CSD ist für Alte da“ und stellen mit dem Praxis-Leitfaden effektive, altersgerechte Maßnahmen vor, die einige CSD-Veranstaltungen bereits umsetzen. Wir wollen, dass Aktivist*innen sich von den CSD-Veranstalter*innen die Verpflichtungserklärung einholen, dass sie altersgerechte Maßnahmen beibehalten bzw. weiter ausbauen.
Altersgerechte Maßnahmen sind solche, die älteren Menschen helfen. Sie erkennen die Vielfalt und die Fähigkeiten älterer Menschen an und richten sich nach ihren Bedürfnissen und Wünschen aus. Damit wollen wir älteren Menschen zeigen: Wir respektieren euch und schützen Schwächere in unserer Mitte.
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1. Verständnis dafür vermitteln, was altersgerechte Maßnahmen sind Eine altersgerechte Vorbereitung kommt Menschen jeden Alters und jeder Befähigung zugute, denn „obwohl die Erfahrungen des Älterwerdens mit einer Behinderung oder der Erwerb einer Behinderung im Alter verschieden sein mögen – zum Teil aufgrund unterschiedlicher Dynamiken in der Benachteiligung älterer oder behinderter Menschen und den sozio-ökonomischen Bedingungen, die damit einhergehen – bestehen ähnliche Herausforderungen bezüglich der Barrierefreiheit.“ (4) 2. Gute Beispiele aufzeigen CSD-Veranstaltungen werden meistens ehrenamtlich und mit sehr viel Leidenschaft und Enthusiasmus organisiert. Obwohl Ressourcen knapp sind, gibt es zahlreiche Tipps und Maßnahmen, die von einigen CSDs bereits umgesetzt werden, damit LSBTI jeden Alters willkommen geheißen werden. 3. Mit einer Verpflichtungserklärung Impulse setzen, damit vor Ort Barrieren abgebaut werden Organisationen und Bündnispartner*innen, die sich öffentlich zur altersgerechten Ausgestaltung ihrer Veranstaltungen verpflichten möchten, sind herzlich eingeladen, eine Verpflichtungserklärung zu unterschreiben. Mit ihrer Unterschrift sichern sie zu, mindestens zehn altersgerechte Maßnahmen umzusetzen. Außerdem bitten sie andere Organisationen, die Erklärung ebenfalls zu unterschreiben. Während die Bemühungen von CSD-Veranstalter*innen in einigen Städten wegweisend sind, sind es andernorts Gruppen älterer LSBTI, Sozialdienste für ältere Menschen, Interessensvertretungen und Sponsor*innen, die hier vorangehen. Alle relevanten Akteur*innen können die Erklärung unterzeichnen und andere Gruppen, insbesondere Veranstalter*innen, davon überzeugen, ebenfalls teilzunehmen.