Mit großer Bestürzung haben wir die Nachricht vom Tod von Friedrich Schmehling und Wolfgang Lauinger aufgenommen. Beide verkörperten für uns die Gründungsidee unseres Verbands. Unsere Vision ist eine Gesellschaft der Vielfalt, in der Menschen selbstbestimmt und selbstbewusst ihr Leben gestalten und durch bürgerschaftliches Engagement zur Weiterentwicklung unserer Gesellschaft beitragen. Friedrich Schmehling wurde Ende der 1950er Jahre als Jugendlicher zu vier Wochenenden Freizeitarrest verurteilt – weil er homosexuell ist – auf Grundlage des § 175 StGB. Friedrich Schmehling wurde durch das neue Gesetz rehabilitiert und entschädigt. Er verstarb am 02. Dezember 2017 nach langer Krankheit im Alter von 75 Jahren. Wolfgang Lauinger war mit 99 eines der ältesten schwulen Opfer des § 175 StGB. Nun ist er gestorben – ohne rehabilitiert und entschädigt worden zu sein. Wolfgang Lauinger war in den 1940er Jahren in der Swing-Jugend aktiv und wurde daraufhin und aufgrund seiner jüdischen Wurzeln von den Nazis verfolgt und misshandelt. 1951 wurde Wolfgang Lauinger wegen § 175 StGB angezeigt und im Rahmen der berüchtigten Frankfurter Prozesse zu Unrecht inhaftiert. Wolfgang Lauinger hat sich sehr dafür engagiert, dass die Opfer des §175 rehabilitiert und für ihr erlittenes Unrecht entschädigt würden. Ihm selbst standen nach dem letztlich verabschiedeten Entschädigungsgesetz keine Leistungen zu: Er wurde freigesprochen, für die erlittene Untersuchungshaft sieht das Gesetz keine Entschädigung vor. Wolfgang Lauinger verstarb in der Nacht vom 20. Dezember 2017.
Bild: CCO Creative Commons.