Foto: Jan Bockemühl/BISS e.V.

Wir feiern: 10 Jahre BISS e.V.

10 Jahre selbstbestimmtes und selbstbewusstes zivilgesellschaftliches Engagement für ein gutes schwules Alter(n)

Sexuelle und geschlechtliche Vielfalt gehört selbstverständlich zur Senior*innenarbeit dazu, offen und unversteckt. Die Generation Stonewall habe nicht vor, sich im vorgerückten Alter wegzuducken oder zu verstecken, so Georg Roth, Gründungsmitglied und ehemaliges Vorstandsmitglied auf der Gründungsversammlung am 01.07.2015 in Frankfurt am Main.

Dies gilt mittlerweile auch für die älterwerdende Generation der „Gay Rights Era“. Seit der Vereinsgründung haben wir bereits einiges in der Senior*innenarbeit, Altenhilfe und Senior*innenpolitik erreicht.

10 Jahre BISS e.V.: Eine Dekade – und es geht weiter…

Wolfgang Schwarz-Heim, Vorstandsvorsitzender von BISS e.V., für den Vorstand

Geburtstag möchte ich es nicht nennen, Gründungstag wäre treffender. Jetzt sind es bereits 10 Jahre, die die „Bundesinteressenvertretung schwuler Senioren e.V.“, kurz „BISS“ genannt, aktiv ist.

Das Gesetz zur Rehabilitation und Entschädigung von nach den Unrechtsparagrafen 175 StGB und 151 StGB-DDR verurteilten Personen, Teilhabe, diversitätssensible Pflege und Betreuung, Armut und Sexualität im Alter sind nur einige Verbandsthemen in denen BISS die Interessen älterer schwuler Männer gegenüber den Regelstrukturen der Altenhilfe, der Politik, der Verwaltung und der LSBTIQ*-Community vertritt.

Im Fokus steht dabei, die Lebenssituationen, Herausforderungen und Bedarfe älterer schwuler Männer, queerer Menschen und Menschen mit HIV sichtbar zu machen. Als Dachverband stellen wir Fachinformationen zur Verfügung, fordern mit Kampagnen die Anerkennung und Berücksichtigung von Lebensleistungen und Bedürfnissen, vernetzen selbstorgansierte haupt- und ehrenamtliche Angebote der Altersarbeit in der LSBTIQ-Community und bringen uns in den gesellschaftlichen und politischen Diskurs zur Senior*innenarbeit, Altenhilfe, Pflege und Gesundheitsversorgung mit ein. BISS ist Sprachrohr, BISS ist der Nadelstich, der Vermittler, in die Politik.   

An erster Stelle vor Ort sind es unsere Mitgliedsorganisationen und Mitgliedsgruppen, die täglich für diejenigen da sind, die eine direkte Ansprache oder Unterstützung benötigen. Es sind die AIDS-Hilfen und die Selbsthilfegruppen, die Initiativen und Vereine, die sich um die „Alten“ der Community kümmern.

Schwule Emanzipationsgeschichte ist ein bedeutender Teil des historischen Gedächtnisses der Community. BISS hat in den letzten zwei Jahren Generationenaustausche in den Communitys vor Ort angeregt. Mehr einander zuhören, mehr miteinander als übereinander sprechen und nicht vergessen standen dabei Vordergrund. Ein Ergebnis: Fragt die Älteren in den Communitys zu ihren Lebens- und Emanzipationserfahrungen, solange sie noch da sind!

Man(n) ist nicht automatisch, mit dem Alter x plus, aus der Community ausgetreten. Im Gegenteil! Uns, euch muss klar sein, dass die Community ein gutes schwules altern ermöglichen kann, wenn nicht sogar muss. Den Austausch fördern und Unterstützung anbieten. Teilhabe kann nur ermöglicht werden, wenn kein Ausschluss stattfindet. Teilhabe kann nur stattfinden, wenn dafür Räume zur Verfügung stehen. Dafür müssen wir die Kommunen stärker in die Pflicht nehmen! Kommunen müssen hier zwischen Chancengleichheit und Chancengerechtigkeit unterscheiden.  Selbstverständlich können alle Menschen zum Bürgertreff gehen, das wäre die Chancengleichheit. Wenn ich aber in einer nicht heteronormativ geprägten Umgebung sein möchte, brauche ich einen integrativen Austausch im queeren Bürgertreff. Das ist Chancengerechtigkeit. Wir brauchen Orte, an denen sich die LSBTIQ*-Generationen begegnen und austauschen können. Das Kaffeekränzchen neben der Houseparty oder auch mittendrin. Wir werden also auch weiterhin die „Kümmerer“, die Helfer benötigen, also unsere Mitglieder. Deren Strukturen müssen auch weiterhin finanziell gesichert werden, denn sie sind es, die Haupt- und Ehrenamtlichen, die für die Chancengerechtigkeit sorgen! 

Als Vorstände von BISS bedanken wir uns bei den vielen selbstorganisierten Vereinen, die unermüdlich, gegen alle Widerstände für die Rechte und ein gutes Leben von LSBTIQ*-Personen eintreten. Und wir bedanken uns bei denen, die gleichzeitig für ein gutes schwules Alter(n) arbeiten. 

10 Jahre, waren nicht genug – wir machen weiter!